Von Park zu Park mit dem Auto in Costa Ricas Urwald
Auf den Spuren von Vögeln, Affen und Faultieren
Rebekka Balzarini, Autorin bei CH Media kurvte im Dezember 2021 auf Einladung von Vögele Reisen mit einem Mietwagen durch Costa Rica. Anfänglich noch etwas nervös, merkt sie bald: Das klappt problemlos – mal abgesehen von jenem Nationalpark, der ein riesiger Sumpf ist.
Die Reportage von Rebekka Balzarini, die wir hier in leicht gekürzter Form veröffentlichen, erschien im Januar 2022 in diversen Regionalzeitungen der CH Media.
Nach einer scharfen Kurve waren sie plötzlich da – und wir froh, dass wir uns an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit gehalten hatten: eine ganze Gruppe Nasenbären. Links und rechts der Strasse suchten sie nach Früchten, die von einem der Bäume am Strassenrand gefallen waren.
Pause machen, beobachten, sich über Vögel, Landschaften, Nasenbären und Pflanzen freuen: Das gehört auf der Reise durch das nur rund 51’000 Quadratkilometer kleine Land dazu. Besonders dann, wenn man mit dem Mietwagen unterwegs ist und eigentlich in flottem Tempo von einem Nationalpark zum nächsten, von einem Erlebnis zum anderen rauschen könnte.
Zum ersten Mal mit dem Mietwagen in Mittelamerika unterwegs und zu Beginn noch etwas nervös, merkten wir schnell: Das wird easy. Mit Google Maps liess sich problemlos durch das Land navigieren, und die Strassen in Costa Rica sind meistens in gutem Zustand. Richtig holprig wurde es lediglich, als wir die Nebelwälder von Monteverde erkunden wollten.
Bild: Rebekka Balzarini
Einer der Nationalpärke ist mit dem Auto allerdings nicht erreichbar: Der Parque Nacional Tortuguero an der Karibikküste besteht vor allem aus Sümpfen, die sich weit ins Landesinnere erstrecken. Dahin schafft man es nur per Boot, und vom Wasser aus lässt er sich auch am besten erleben. Unzählige kleine und grosse Kanäle durchziehen den Park.
In Tortuguero lässt sich echter Ursumpf erforschen.
Der Lavastrom ist seit ein paar Jahren versiegt
Von der Küste ging die Reise ins Landesinnere, den Blick vom Boot wechselten wir gegen die Aussicht von Hängebrücken und einen atemberaubenden Blick auf den Vulkan Arenal, der zusammen mit dem kleineren Vulkan Chato zum Parque Nacional Volcan Arenal gehört. Bis ins Jahr 2010 spuckte der Arenal regelmässig Asche in die Luft, die rot leuchtenden Lavaströme waren von weit her sichtbar. Mittlerweile ist der Lavastrom versiegt, noch immer stösst der Vulkan aber Geröll aus. Viele Hotels füllen ihre Pools ausserdem mit warmem Wasser aus den Quellen der Umgebung des Vulkans, was den Ausgangspunkt La Fortuna auch zu einem kleinen Wellnessort macht.
Ein weiteres Highlight neben dem Blick auf den 1643 Meter hohen Vulkan ist eine Wanderung durch den «Mistico Arenal Hanging Bridges Park». Die Wanderung ist rund 3 Kilometer lang und führt über schmale Pfade und 15 Brücken, einige davon Hängebrücken, die fast 100 Meter lang sind.
In Monteverde kann man über den Baumkronen spazieren. Bild: Rebekka Balzarini
Unterwegs zwischen diesen Naturschauspielen merkten wir: Das Mietauto ist zwar praktisch, aber es besteht die Gefahr, auch einiges zu verpassen. Schnell bewegt man sich vom Hotel zu den Tourismus-Hotspots und wieder zurück. Bewusst hielten wir deshalb regelmässig an, um auch mal ein paar Schritte zu Fuss zu gehen, in einem Laden am Strassenrand einzukaufen oder in einem kleinen Restaurant ausserhalb der Hotelanlagen zu essen.
Um die manchmal bis zu vier Stunden langen Autofahrten zwischen den verschiedenen Stationen zu verkürzen, suchten wir uns ausserdem jeweils Ausflugsziele am Weg. Wir machten etwa Halt, um eine der vielen Kaffee- oder Kakaoplantagen des Landes zu besuchen. Und fahren dann in den Nordwesten zu den heissen Quellen und den Wasserfällen des Nationalparks Rincón de la Vieja.
Der «Rio Celeste»-Fluss im Nationalpark «Rincon de la Vieja». Bild: Rebekka Balzarini
Über Hängebrücken ins Vogelparadies
Noch einmal über Hängebrücken, dieses Mal sogar über den Baumkronen, spazierten wir in Monteverde. Dieser Ausblick ist die Entschädigung für die holprige Anfahrt. Monteverde gilt ausserdem als Paradies für alle, die gerne Vögel beobachten. Ein Fernglas, ein gutes Objektiv und viel Geduld helfen dabei, auch seltene Spezies wie den Quetzal in den Baumkronen zu finden. Wie im ganzen Land werden auch hier zahlreiche geführte Touren angeboten, um sich die Vögel von einem einheimischen Guide erklären zu lassen.
Statt über die holprige Anfahrtsstrasse gelangten wir nun über einen zwar asphaltierten, aber umso kurvigeren Weg auf den Interamerican Highway, der uns zu unserer letzten Station führt: den Nationalpark Manuel Antonio. Und erneut – als hätten wir nicht fast zwei Wochen Zeit gehabt, um uns daran zu gewöhnen – wähnen wir uns im Paradies: Vom Hotelbalkon aus beobachten wir leuchtend rote Aras, ein Faultier und zahlreiche kleine und grosse Affen.